Gleich hinter dem Café Pudding beginnt die Strandpromenade von Wangerooge, die sich über einen knappen Kilometer entlang des Strandes zieht. Hier stößt der geneigte Urlauber in das Herzstück des Urlaubs auf Wangerooge vor: Strand und Strandkörbe.
Der schmale Strand von Wangerooge ist entlang der Ortschaft dicht mit strahlend weißen Strandkörben gespickt. In uniformistischer Gleichförmigkeit stehen sie entlang der Promenade und warten einladend auf ihre Gäste. Aber begehen Sie keinesfalls den Frevel, sich in einem beliebigen Strandkorb Ihrer Wahl einfach niederzulassen. Zunächst gilt es, sich den Strandkorb in einem hochgradig ritualisierten Vorgehen zu sichern.
Am Strand von Wangerooge
Der erste Weg dazu führt Sie zum Strandwärter. Der heißt wirklich so und ist der Fürst des Strandes, denn er entscheidet über Gedeih und Verderb des Urlaubstages auf Wangerooge. Das Hauptquartier der Strandfürsten befindet sich unterhalb der großen Uhr am Strandaufgang des Café Pudding. Weitere Stationen unterhalten die Strandwärter in weißen Karren, die an kleine Bauwagen erinnern. Meistens sind diese weißen Strandwagen allerdings nicht besetzt und verweisen auf das eben genannte Hauptquartier.
Achtung: An einem der Strandwagen ist gelegentlich ein Herr tätig, der von Stammgästen auch als “Fürst der Finsternis” bezeichnet wird. Meiden Sie jeden Kontakt mit diesem unleidlichen und menschenfeindlichen Zeitgenossen, der seine Anstellung einzig gewissen verwandtschaftlichen Beziehungen auf der Insel Wangerooge verdankt.
Die Begegnung mit dem Strandwärter
Dort eingefunden gilt es zunächst, die Aufmerksamkeit der Strandwärter zu erlangen. Dies gelingt am Besten durch akustische Signale. Gekünsteltes Hüsteln wäre eine Möglichkeit, doch gilt es angesichts des Fürstengeschlechts, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. So empfiehlt es sich, die Sprache der Einheimischen zu adaptieren und sich mit einem herzhaften “Moin” bemerkbar zu machen. Wichtig: Doppeln Sie das “Moin” keinesfalls. Ein weiter südlich übliches “Moin Moin” entlarvt Sie sofort als zugereisten und wenig weltgewandten Touristen, der zu Gesabbel neigt.
Nachdem Sie nun die Aufmerksamkeit der Strandwärter errungen haben, schildern Sie in möglichst knappen Worten Ihr Anliegen. Wahrscheinlich wird der Strandkorb Ihrer Wahl bereits vergeben sein. In diesem Fall wird sich der Strandwärter mit Ihnen gemeinsam auf den Weg in Richtung Ihres gewünschten Korbes machen.
Standort und Qualität der Strandkörbe
Als schlechtester Standort gilt ein Korb direkt unterhalb der Promenade. Natürlich müssen diese Körbe auch belegt werden, jedoch tauchen Sie hier kaum in den Mikrokosmos der Strandkörbe ein. Es gilt, unbedingt einen Strandkorb zur Strandseite, mindestens aber in Reihe 2 oder 3 zu erhaschen. Das erste Angebot des Strandwärters wird daher eine Prüfung sein. Er wird Ihnen einen Strandkorb direkt an der Promenade anbieten.
Kommunikation mit dem Strandwärter
Nun gilt es, nicht zu verzagen! Bei diesem Angebot handelt es sich um eine Prüfung, die Sie zu bestehen haben, möchten Sie in die Mitte des Reviers vordringen. Lehnen Sie daher dankend ab und setzen Sie den gemeinsamen Weg fort. Nun ist es auch an der Zeit, ein paar kurze Worte an den Strandwärter zu richten. Schmeicheln Sie ihm oder dem Standort, um sein Vertrauen zu gewinnen. Dazu bieten sich verschiedene Floskeln an:
Wunderschöner Ort hier!
Heftiger Sturm, gestern!
Stimmt es, dass es morgen regnet?
Was immer er nun entgegnet – Sie haben ihn da, wo Sie ihn haben wollen. Ihre nächste Antwort lautet in etwa:
Wunderbar, schließlich ist das Wort des Strandwärters hier Gesetz!
Er wird nun keine Miene verziehen, an seinen leuchtenden Augen erkennen Sie jedoch leicht: Das Eis ist gebrochen. Wie durch ein Wunder wird der Strandwärter nun noch einen Korb in Reihe 2 oder 3 finden, der für Sie in Frage kommt. Sollten Sie nicht erhebliche Bedenken bezüglich dieses Korbes haben, so empfiehlt es sich dringend, diesen Vorschlag anzunehmen. Ein besserer wird nicht kommen.
Endlich im Strandkorb
Richten Sie sich nun im Strandkorb ein. Sie tauchen nun in die Reihen der Strandkörbe ein, und erobern somit einen ganz neuen Mikrokosmos, der Behaglichkeit und Ruhe verströmt. Hier, im Windschatten des Geflechts aus Polyethylen, fühlen Sie sich den anderen Gästen verbunden, die jeweils in ihrer kleinen Burg hausen. Fast scheint es, als seien die Reihen der Strandkörbe ein kleines Bollwerk gegen das Geschehen rings herum.
Der Korb wird nunmehr lediglich zum Baden oder anderen Strandvergnügen verlassen. Hoch im Kurs steht das Bauen von Sandburgen, dass jedoch tunlichst außerhalb der Strandkorb-Reihen geschehen soll.
Den besten Strandkorb sichern
Wenn Sie sich mit der zweiten oder dritten Reihe nicht zufrieden geben wollen, so gibt es nur eine Möglichkeit: Reservieren Sie Ihren Strandkorb bereits vor Antritt des Urlaubs. Wenn Sie einen Urlaub im Strandkorb im Sinn haben, so kann diese Reservierung während der Hauptsaison ohnehin empfehlenswert sein. Die Hauptsaison auf der Insel ergibt sich durch die Schulferien in den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen (NRW), die das Haupteinzugsgebiet der Insel sind. Während dieser Zeit kann es ansonsten passieren, dass die Strandkörbe vor Ort bereits restlos vergriffen sind!
Die Vorbestellung Ihres Strandkorbes können Sie hier online vornehmen: https://www.wangerooge.de/strandkorb-vorbestellung
Gleichzeitig müssen Sie auch den Gästebeitrag im Voraus entrichten. Die Vorbestellung muss mindestens 2 Wochen vor Ankunft auf der Insel erfolgen. In der Hauptsaison ist eine deutlich längere Vorlaufzeit dringend geboten, wollen Sie einen attraktiven Strandkorb sichern!
Online können Sie außerdem barrierefreie Strandkörbe anmelden.
Strandkörbe, die für mehrere Tage oder gar Wochen gebucht sind, sind an dem Holzgittern erkennbar, mit dem der Korb verschlossen ist. So können auch Strandutensilien über Nacht im Korb verwahrt werden und müssen nicht ständig zum Strand und zurück transportiert werden. Mancher Gast betätigt sich sogar kreativ und umhäkelt sein Korbgitter kunstvoll oder richtet sich burgähnlich mit Flaggen ein.
Der Strand abseits der Strandkörbe
Wenn Sie ein paar Schritte gehen und das Revier der Strandkörbe hinter sich lassen, so sind Sie schnell von Einsamkeit umfangen. Das Urlaubsleben spielt sich ausschließlich entlang der Strandpromenade inmitten der Strandkörbe ab.
Westlich der Promenade stoßen Sie auf den Surferstrand, über dem das Surf-Café mit der Surf- und Segelschule thront. Auch die sympathische Cocktail-Bar “Diggers” ist hier ansässig. In einem separaten Abteil dieser Bar fließt der Alkohol in Strömen, was schnell für eine entsprechende Lautstärke sorgt. Direkt an der Bar ist die Stimmung indes eher gelöst bis gediegen.
Wenn Sie auch diesen Abschnitt hinter sich gelassen haben, so passieren Sie ein hölzernes Kreuz, dass aus erhöhter Position inmitten der Dünen über den Strand wacht. Es erinnert an die Gefallenen aus dem letzten großen Krieg. Direkt im Anschluss folgt eine Aussichtplattform, die einen tollen Ausblick über den Strand bietet und besonders bei Sonnenuntergang ein Tipp ist. Generell ist der westliche Strand in den Abendstunden ein tolles Ziel für einen Spaziergang.
Der östliche Strand birgt weniger Geheimnisse. Direkt im Anschluss an die Strandkörbe folgen die neuen Schlaf-Körbe – hier können Sie in einer kleinen Koje direkt am Strand schlafen. Dieses besondere Erlebnis lässt sich hier online buchen und ist besonders bei jungen Paaren und Hochzeitsreisenden sehr beliebt. Hinter diesen Schlaf-Strandkörben beginnt der Hundestrand – anschließend beginnt wilder Strand ohne jegliche Infrastruktur, der sich kilometerweit zieht und für Spaziergänge sehr gut geeignet ist.
Und nun: Viel Spaß am Strand von Wangerooge!
Impressionen vom Strand
Nachfolgend finden Sie abendliche Impressionen vom Strandspaziergang auf Wangerooge
Häufige Fragen zum Strand von Wangerooge
Der Strand umschließt den westlichen und den nördlichen Teil der Insel. Er misst knapp 12 Kilometer und ist durchschnittlich etwa 50 Meter breit. Der Strand bringt es somit auf eine Fläche von ca. 2,5 Quadratkilometern.
Die Miete für einen Strandkorb kostet aktuell 11,50 € pro Tag. Bei längeren Mieten (ab 1 Woche) gibt es ca. 10% Ermäßigung – der Preis beträgt dann 10,50 € je Tag. In der Hauptsaison empfiehlt sich eine Vorbestellung, weil die Strandkörbe hier häufig ausgebucht sind. Der Preis reduziert sich dann nochmals auf 9,50 € je Tag.
Fürst der Finsternis, sehr treffsicher.Wir Inselbewohner wussten sofort, wer gemeint war.🤣Tja,sowas passiert, wenn man einem kleinen Menschen Macht gibt,und wenn es nur die Strandkörbe sind.