Was ist das Besondere an Spiekeroog?

Manche Orte hinterlassen einen besonderen Eindruck, und Spiekeroog gehört mit Sicherheit dazu. Aber was ist das Besondere an Spiekeroog? In diesem Artikel versuche ich die diffuse Anziehungskraft der Insel in Worte zu fassen und schildere meine ganz persönlichen Eindrücke von der Besonderheit dieser hübschen Insel.

1. Spiekeroog ist autofrei

Der Umstand, dass auf Spiekeroog keine Autos fahren ist allgemein bekannt und zunächst einmal nicht überraschend. Und doch verbirgt sich hier der erste Umstand, der Spiekeroog ganz besonders macht. Wer seinen Fuß auf diese Insel setzt, der taucht gleichsam in einen anderen Lebensrhythmus ein. In einhelliger Gleichträchtigkeit machen sich die Besucher der Insel von der Fähre aus auf in den Inselort, wie eine lange Ameisenstraße ziehen sie sich die schmale Inselstraße entlang.

Auf dem Weg in den Inselort auf Spiekeroog
Auf dem Weg in den Inselort auf Spiekeroog

Auch im Urlaubsalltag hat die Freiheit vom Auto Konsequenzen, die einen Teil des Zaubers der Insel ausmacht: Kinder können unbesorgt auf den Straßen spielen und unterwegs sein, die Eltern müssen keine Sorge vor einem unachtsamen oder viel zu schnellen Autofahrer haben.

Transporte finden auf der Insel per Lastenrad oder per Elektro-Karren statt. Die Freiheit von Autos impliziert gleichzeitig die Freiheit von Ampeln. Die Bewegung der Besucher ist somit in keiner Weise eingeschränkt – sie findet lediglich in außerordentlicher Freiheit, obgleich in einer langsameren Geschwindigkeit statt.

2. Spiekeroog ist ursprünglich

Irgendwann in den 60er oder 70er Jahren des 20. Jahrhunderts musste jeder moderne Urlaubsort ein Hochhaus haben. 20 Stockwerke sollten es sein, weithin sichtbar und mit Blick über das Meer. Wer nach Büsum, St. Peter Ordnung oder Wangerooge schaut, der findet gleich mehrere dieser turmartigen Objekte aus trsitem Grau, die immer wie ein Fremdkörper wirken. Auch Spiekeroog stand damals vor der Entscheidung: Lassen wir den Bau von mehrgeschossigen Gebäuden oder gar von Hochhäusern zu. Der Gemeinderat hat sich damals dagegen entschieden und hat die Bauverordnung gegenteilig sogar verschärft. Neue Gebäude auf Spiekeroog dürfen seitdem nur eingeschossig sein. Sie sind aus Backstein zu bauen, der weiß gestrichen werden darf. Holzverkleidung und Zäune sind in dunkelgrün zu halten. Im Westen des Inselorts ist auch dunkles Blau erlaubt.

So ist die Reise nach Spiekeroog denn auch die Reise in ein in seinen Grundzügen erhaltenes Inseldorf mit engen Gassen, kleinen Häusern und niedrigen Gängen, mit Fachwerkhäusern und einer windschiefen Inselkirche.

Der Rathausplatz am Ortskern von Spiekeroog
Der Rathausplatz am Ortskern von Spiekeroog

3. Spiekeroog hat wenige Gäste

Wissen Sie, wieviele Gästebetten die verschiedenen Nordseeinseln haben? Ich habe recherchiert:

  • Sylt hat 55.000 Gästebetten
  • Amrum hat 10.000 Gästebetten
  • Borkum hat 19.000 Gästebetten
  • Norderney hat 25.000 Gästebetten
  • Wangerooge hat 8.000 Gästebetten
  • Spiekeroog hat 3.500 Gästebetten

Spiekeroog hat somit ein Aufkommen an Besuchern, das um eine Größenordnung unterhalb der meisten anderen Nordseeinseln liegt. Und das spüren die Urlauber. Die Insel ist schnell ausgebucht, besonders während der Sommerferien – die Schulferien in NRW sind der Zeitraum mit dem größten Besucherandrang. Doch auch in der Hauptsaison, bei voll belegter Insel, wirkt sie nie überfüllt. Immer sind noch Plätze in den Restaurants frei, nach wenigen Schritten am Strand ist man von Einsamkeit umfangen, die Insel wirkt außerhalb der kleinen Ortschaft immer frei und leer. Das ist ganz besonders!

4. Der weite Strand von Spiekeroog

Der gesamte Norden der Insel Spiekeroog ist ein einziger, weitläufiger Strand. Er ist vollständig begehbar, zumindest am Spülsaum – die Dünen gehören den Vögeln und können nicht betreten werden. Wer also Spaziergänge liebt, den weiten Horizont, die Leere, für den ist Spiekeroog mit seinem besonderes Strand eine gute Wahl. Ein schönes Ziel ist das Wrack des Frachtschiffs Verona, das ganz im Osten der Insel vor langer Zeit auf Grund gelaufen ist. Seitdem liegt es im Sand versunken direkt vor dem Strand – und ist in manchem Jahr gar nicht sichtbar. Aktuell (2023) ragt aber wieder ein beträchtlicher Teil der Bordwand aus dem Sand.

Alleine am weiten Strand von Spiekeroog
Alleine am weiten Strand von Spiekeroog

5. Inselschule und Internat

Inselkinder müssen für das Abitur auf das Festland ziehen, weil die Inseln in der Regel keine weiterführenden Schulen unterhalten. Anders auf Spiekeroog: Hier ziehen Jugendliche aus ganz Deutschland her, um das hiesige Internat zu besuchen und in den Genuss der mittlerweile berühmten Segelreise zu kommen. Das bedeutet auch, dass die jungen Heranwachsenden der Insel treu bleiben können und sogar Verstärkung aus ganz Deutschland bekommen. Das tut der Inselgemeinschaft gut und sorgt für lebendige Stimmung, neue Ideen und schulisches Engagement.

6. Weite Wege

Widersprüchlich mag erscheinen, dass die autofreie Insel Spiekeroog gleichzeitig die Insel der langen Wege ist. Keine Insel hat längere Wege vom Ort zum Hauptstrand, keine Insel verlangt dem Besucher weitere Fußmärsche ab. Aber was kann besser sein, als weite Gänge an der frischen Nordseeluft?

Die Insel ist für Spaziergänge wie auch für tagesfüllende Wanderungen hervorragend geeignet. Natürlich führt einer der schönsten Wege am Strand entlang – aber auch im Inneren der Insel gibt es viele Pfade und Wege durch die wilden Rosenhecken zu entdecken!

Versteckter Pfad auf Spiekeroog
Versteckter Pfad auf Spiekeroog

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Sonnenuntergang auf Spiekeroog
Sonnenuntergang auf Spiekeroog

Inselheld

Inselfan und Autor dieser Insel-Seite. Jede freie Minute wird der schönsten Nebensache der Welt gewidmet - der Erkundung der schönsten Inseln.

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